Abenteuer Glück

Der Mensch und das Meer

Callum Roberts beschreibt in seinem Buch „Der Mensch und das Meer“ die wichtigen Zusammenhänge im Meer. Er macht verständlich wie sehr wir Menschen ein gesundes, intaktes Meer brauchen. Wir empfehlen Ihnen dieses Buch von ganzem Herzen. Warum? Es ist sehr verständlich geschrieben. Zudem verknüpft er Zusammenhänge um ein grundlegendes Verständnis zu schaffen und regt zum handeln an. 

Sinngemäß aus dem Film

CALLUM ROBERTS diskutiert die Komplikationen, die eine grosse neue Studie über die Erhaltung des Ozeane ergeben hat.

Zu wie viel Prozent muss der Ozean mindestens geschützt werden?

Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt ( Convention on Biological Diversity)  hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 10% der Ozeane in marinen Schutzgebieten zu schützen. Die UN folgt nun diesem Ziel.  Die UN hat dieses Ziel als nachhaltiges Entwicklungsziel eingestuft, somit denken wir, dass wir dieses Ziel von 10 Prozent wirklich befolgen sollten. Aber reicht das?  Wie viel des Meeres wir schützen müssen, damit wir das Unterwasserleben und andere Vorteile für die Menschheit, wie die Produktivität des Fischfangs gewähren können, hat zu vielen Diskussionen geführt.; wie zum Beispiel, wie wir die Probleme der negativen Evolution vermeiden können, die passiert, wenn zu intensiv gefischt wird. Solche Probleme, einen Zusammenbruch der Prozesse in den Ozeanen, muss vermiedet werden.

Was unsere Studie zeigt, ist, dass der Schutz einiger Prozent der Meere einfach nicht reicht. Sie zeigt auch sehr stark, dass der Schutz von 10%, was im Moment das aktuelle internationale Ziel geworden ist ebenfalls nicht ausreicht . Das optimale Schutzniveau liegt bei über 30%. Man kann sogar sagen, dass wir erst dann auf dem richtigen Weg sind, wenn wir die 20 Prozent-Marke überholt haben. Und die optimale Marke ist 30 Prozent. Das heisst, dass wir so ungefähr einen Drittel der Meere vor Ausbeutung und Schaden schützen müssen.

Warum müssen wir den Ozean schützen?

Wenn wir alles richtig machen, dann werden wir das Leben der Meere schützen können, Arten werden nicht aussterben und die Fischerei wird weiterhin gedeihen. Wenn wir es falsch machen, dann werden wir eine erhöhte Dysfunktion im Meer erkennen, der Zusammenbruch von Unterwasserpopulationen, schädliche Algenblüten etc. Strände werden wohlmöglich zu kontaminiert sein, als dass wir sie noch benutzen könnten. All diese Dinge sind Möglichkeiten. Wenn wir nicht erfolgreich sind, dann werden wir einen Verlust von Dingen erleiden, die bisher für uns als selbstverständlich galten. Die Ozeane haben für uns Dinge geleistet, von denen wir nicht mal wissen, dass sie existieren. Sie haben uns gesund gehalten und das Wasser rein. Unsere Abfälle wurden verarbeitet. Und wir hatten davon keine Ahnung, weil es von alleine funktioniert hat. Wenn es nicht mehr funktioniert, werden wir das sehr schnell merken.

Was ist die Wissenschaft hinter der Studie?

Nur wenige von den Studien, die wir kennen, versuchte die Frage, wie viel von dem Meer wir denn nun wirklich schützen sollten, zu beantworten.  Stattdessen hat man sich eher auf geringe Probleme und Bereiche konzentriert- Wie viel man an einem bestimmten Ort schützen sollte, um das Leben dort zu gewähren, und dann hat man die Fläche

vermehrfacht, um ein eine etwas breitere Idee zu erhalten.

Wenn wir 30% bis 40% des Meeres schützen, wer profitiert davon?

Man könnte denken, dass die Fischer und der Naturschutz anderer Meinung wären, aber eines der wirklich interessanten Ergebnisse aus der Studie ist, dass die Menge, die wir schützen sollten um die Fischerei zu gewähren, genau gleich ist – Nämlich auch bei 30-40%.

So ist die Sicherung der Fischerei und die Sicherung der Natur eben doch vereinbar. Das können wir erreichen, indem wir das marine Schutzgebiet ausweiten.

Wenn die Leute hören, dass wir 30% bis 40% der Ozeane schützen wollen, erscheint das ihnen als viel zu viel. Und dann werden sie sagen, dass das eh unmöglich ist zu erreichen, oder sie denken, dass du verrückt bist und dass es gar keinen besonderen Schutz braucht.

Wenn man darüber nachdenkt, realisiert man, dass für die grosse Mehrheit der Geschichte unseres Planeten, das Leben im Ozean sich von alleine entwickelt hat, ohne negatives Einwirken des Menschen. Und jetzt jagen wir sie mit industriellen Fischerbooten und es überrascht uns, dass dies grosse Konsequenzen hat?

Die Wahrheit ist, dass es absoluter Irrsinn ist zu glauben, dass wir mit weniger als 30-40% das Unterwasserleben und die Fischerei und alle, die davon leben, schützen können.

Ist das eine Nummer, auf die sich jeder einigen kann?

Numerische Ziele sind umstritten, und sie wurden auch von Leuten kritisiert, die sagen, dass wir Quantität vor Qualität priorisieren. Aber wir brauchen Quantität und Qualität. Und ich finde, dass was Ziele, die in Prozente ausgedrückt worden sind, Handeln fördern und motiviert haben,  an die sonst nie so schnell und effizient jemand herangegangen wäre.

Wir wollen dieses Buch!

Wer steht dahinter?

Callum Roberts

Callum Roberts ist Professor für Meeresschutz an der University of Exeter. Seine Forschung konzentriert sich auf die Bedrohung mariner Ökosysteme und Arten sowie auf die Suche nach Mitteln zu deren Schutz. Seine Hauptforschungs-interessen umfassen die Dokumentation der Auswirkungen der Fischerei auf das historische und moderne Meeresleben sowie die Untersuchung der Wirksamkeit von Meeresschutzgebieten für Naturschutz- und Fischereimanagementzwecke. In den letzten 25 Jahren hat er seinen wissenschaftlichen Hintergrund genutzt, um für einen stärkeren Schutz des Meereslebens auf nationaler und internationaler Ebene einzutreten. Sein preisgekröntes Buch The Unnatural History of the Sea zeigt die Auswirkungen von 1000 Jahren Ausbeutung auf das Leben in den Ozeanen. Callums zweites Buch, Ozean des Lebens: Wie sich unsere Meere verändern, zeigt, dass sich die Ozeane schneller und auf mehr Arten verändern als jemals zuvor in der Geschichte der Menschheit. Sein Forschungsteam lieferte die wissenschaftliche Grundlage für eine halbe Million Quadratkilometer Meeresschutz im Nordatlantik, die auf dem OSPAR-Ministertreffen im September 2010 eingerichtet wurde.

Callum arbeitet mit der UN Ocean Sanctuary Alliance und einer 10 x 20-Initiative zusammen, um die Nationen zu ermutigen, ihren Verpflichtungen nachzukommen, mindestens 10% ihrer Meere als Meeresschutzgebiete einzurichten. Er ist Mitglied des Vorstands der Blue Marine Foundation und Wissenschaft Berater für die bevorstehende Flaggschiff-Serie Blue Planet II der BBC. Seit 2000 ist er Pew Fellow im Bereich Meeresschutz.